Seligsprechung von Erzbischof Oscar Romero

Oscar Romero

Die Münchner Kirchennachrichten berichten:

Am 23. Mai soll der 1980 ermordete Erzbischof Oscar Romero seliggesprochen werden. Romero war Anfang Februar von Papst Franziskus als Märtyrer anerkannt worden – nach einem Jahrzehnte lange dauerndem Verfahren. Es war mehrfach blockiert worden, weil Romero Beteiligten des Verfahrens als Repräsentant der Befreiungstheologie verdächtig erschien.

Rom – Der 1980 ermordete Erzbischof Oscar Romero soll am 23. Mai in San Salvador seliggesprochen werden. Das gab der Anwalt des Seligsprechungsverfahrens, Erzbischof Vincenzo Paglia, bei einem Besuch in El Salvador bekannt, wie die katholische Gemeinschaft Sant’Egidio am Mittwoch in Rom mitteilte. Paglia, Präsident des Päpstlichen Rates für die Familie und selbst Mitglied von Sant’Egidio, hält sich derzeit zu einem Besuch in dem lateinamerikanischen Land auf.

Der damalige Erzbischof von San Salvador war am 24. März 1980 während eines Gottesdienstes in einer Krankenhauskapelle von Unbekannten erschossen worden. Die Hintergründe sind bis heute nicht vollständig geklärt; die Drahtzieher des Attentats werden jedoch in der Armee vermutet. Romero hatte durch seinen unermüdlichen Einsatz für die Rechte der Armen und Unterdrückten den Hass reaktionärer Kreise auf sich gezogen.

Langes Verfahren

Anfang Februar hatte Papst Franziskus Romero als Märtyrer anerkannt und damit den Weg für eine Seligsprechung freigemacht. Das Verfahren für Romero hatte lang gedauert. Es war 1990 in San Salvador eröffnet, nach vier Jahren endete es mit einem positiven Votum. 1997 kam der Prozess in Rom bei der zuständigen Heiligsprechungskongregation an. Es wurde mehrfach blockiert, weil Romero Beteiligten des Verfahrens als Repräsentant der Befreiungstheologie verdächtig erschien.

Schon Papst Benedikt XVI. (2005-2013) hatte 2007 während seiner Brasilien-Reise erklärt, dass Romero aus seiner Sicht die Seligsprechung verdiene und gab im Dezember 2012 den Prozess wieder frei. Durch Papst Franziskus erhielt er kurz nach seiner Wahl im März 2013 einen neuen Anschub. Doch das von Fachleuten im Vatikan über viele Jahre immer wieder kolportierte Argument, man könne leider nicht sicher sagen, ob der Mörder und seine Hintermänner Romero aus „Hass gegen den Glauben“ oder doch eher wegen seiner politischen Parteinahmen gegen die Regierung töteten, war nicht leicht auszuräumen.

Erst eine sorgfältige Rekonstruktion seiner Ansprachen sowie eine unparteiische Analyse der gesellschaftlichen Lage des Landes El Salvador am Vorabend des Bürgerkriegs (1980-1991) konnte den Nachweis erbringen, dass Romero getötet wurde, weil er die Soziallehre der Kirche und die Liebe Christi zu den Armen verteidigte. Der wachsende Abstand von den tiefen gesellschaftlichen Gräben des Bürgerkriegs, dem Romero ebenso wie 70.000 seiner Landsleute zum Opfer fiel, hat dazu beigetragen, die Dinge klarer zu sehen.

Papst Franziskus verehrt den Märtyrer

Die Seligsprechung kann nun stattfinden, ohne dass die Wunden zwischen den einst verfeindeten Lagern wieder aufgerissen werden. Die einstige Guerilla-Bewegung FMLN ist heute eine etablierte politische Partei, und die mutmaßlichen militärischen und politischen Hintermänner der Ermordung sind tot oder im hohen Greisenalter. Zudem greift der Vatikan auf einen bereits mehrfach angewandten Kniff zurück. Dem mutmaßlich im Auftrag der Rechten ermordeten Erzbischof Romero aus El Salvador werden drei Märtyrer zur Seite gestellt, deren Tod auf das Konto der linksgerichteten Guerilla-Organisation „Leuchtender Pfad“ in Peru gehen: In einem weiteren vom Papst autorisierten Dekret bestätigte die Heiligsprechungskongregation Anfang Februar das Martyrium der beiden Minoriten Michele Tomaszek und Sbigneo Strzalkowski sowie des Diözesangeistlichen Alessandro Dordi vom August 1991. Die Rebellen warfen den Geistlichen damals vor, für die örtliche Caritas zu arbeiten und bedürftige Indios mit Nahrung und Medikamenten zu versorgen. Sie hielten damit die Menschen in Armut, argumentierten die Kidnapper.

Lebhaft hatte man in Mittelamerika darüber spekuliert, ob Franziskus für die Seligsprechung Romeros persönlich nach San Salvador reisen würde. Normalerweise überlässt der Papst Seligsprechungsfeiern den zuständigen Ortskirchen. So soll es auch im Fall des von Franziskus persönlich hoch verehrten Märtyrers Romero bleiben. Der Papst reist Ende Mai definitiv nicht nach El Salvador – auch wenn er mit seinen Gedanken sicher dort sein wird.(kna/sts)

Münchner Kirchennachrichten

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