Aus dem eigenen Leben weiß jeder von uns, dass es Zeichen und Worte gibt, die uns ganz besonders tief berühren.
Im Laufe eines Kirchenjahres berühren mich selber zwei Zeichen sehr tief. Wenn ich an Weihnachten bei der Christmette das Jesuskind in die Krippe lege und wenn ich am Karfreitag bei der Kreuzverehrung das Kreuz enthülle und den Leuten zeige. Diese beiden Zeichen werden für mich sicher niemals zur Routine, weil sie mir ganz tief ins Herz gehen. Nach außen hin sind das liturgische Tätigkeiten, die eben zum Dienst eines Priesters gehören. Was diese Zeichen aber innerlich in mir auslösen, das kann ich kaum in Worte fassen.
Es ist einfach diese tiefe Liebe, die ich sowohl im Blick auf das Jesuskind als auch im Blick auf das Kreuz empfinde. Und zwar ist das die Liebe Gottes zu uns Menschen, die mich da so berührt. Deshalb wird aus dem Blick, von dem ich eben gesprochen habe, ein Schauen, ein innerliches Schauen, das mir auch über die eigentliche Handlung hinaus gegenwärtig bleibt. So groß ist die Liebe Gottes zu uns Menschen, dass Gott selber Mensch wird und dass er im gekreuzigten Jesus sogar in die tiefsten Dunkelheiten menschlichen Lebens und Leidens hinuntersteigt.
Viele sagen, dass das Jahr 2016 kein gutes Jahr war. Wie viel Unheil mussten wir doch auch mit ansehen oder in den Medien miterleben: Terroranschläge, die auch unser Land erschüttert haben; der grausame Krieg in Syrien; Menschen auf der Flucht; Gläubige, – auch unsere Mitchristen – die um ihres Glaubens willen verfolgt werden; Naturkatastrophen… Bis hinein in die letzten Tage haben uns schlechte Nachrichten erschüttert: der Anschlag in Berlin und auch das Gewaltverbrechen in Hirblingen. Und natürlich gibt es dann auch so vieles, was wir im persönlichen Leben aushalten müssen: Krankheiten; Sorgen; Trauer…. All das berührt uns, bedrängt uns, fordert uns auch im Glauben heraus. Mir geht das auch alles so zu Herzen und ich fühle mich oft so machtlos und so hilflos.
Krippe und Kreuz gehören für mich ganz eng zusammen. Das kleine Baby in der Krippe und der verwundete Mensch am Kreuz. Das ist Jesus für uns! Ist das, was Gott uns in Jesus gezeigt hat, nicht mehr als viele Worte? Soweit ist Gott gegangen, um uns seine Nähe ganz berührbar und tief zu zeigen. Dadurch dürfen wir uns ermutigen lassen, unser Leben anzunehmen und – soweit es in unseren Kräften steht – mitzuhelfen, dass unsere Welt menschlicher und besser wird.
Von Herzen wünsche ich allen ein berührendes und tröstendes Weihnachtsfest!
Pfarrer Ralf Gössl