Liebe Mitchristen in Gersthofen!
„Heute bist du aber wieder ziemlich zerpflückt“ – so höre ich es manchmal von einem Menschen, der mich sehr gut kennt. Nach außen hin wirke ich dann immer noch ziemlich ruhig. Aber innerlich bin ich „zerpflückt“. Das kommt immer dann vor, wenn mich Termine hin und her reißen; gegensätzliche Erwartungen auf mich zukommen; ich Dinge tun muss, die mir absolut nicht liegen und wenn ich mich dann noch dazu selber unter Druck setze.
Ich denke, dass diese Erfahrung zerpflückt oder zerrissen zu sein, viele machen. Die Anforderungen in der Schule, in der Arbeit und in der Familie sind oft sehr groß. Und dann kommt da oft noch der Freizeitstress dazu. Was muss man nicht oft an einem Wochenende alles unter einen Hut bringen? Wir tun uns dann schwer, wirklich abzuschalten und Zeiten der Ruhe und Entspannung zu finden.
Wenn ich „zerpflückt“ bin, dann ist es gut, mich zu sammeln und die innere Mitte zu finden, die für mich eine Quelle der Ruhe ist. Mir wird das beispielsweise auf ruhigen Wegen durch die Natur geschenkt, auf denen ich aufatmen und mich innerlich sortieren kann. Diese Wege werden für mich häufig auch zu Gebetswegen, auf denen ich mich von einer Stelle aus der Heiligen Schrift oder von den Psalmen des Stundengebetes begleiten lasse. Als großes Geschenk empfinde ich auch das Ruhegebet am Morgen und am frühen Abend. Dabei muss ich nichts leisten. Ich darf einfach im Schweigen da sein vor Gott und innerlich mein Gebetswort wiederholen. In diesen Zeiten der Stille kann ich mich einsammeln lassen vom Herrn und spüren, wie gut mir das tut. Solche Zeiten der Ruhe schenken mir Kraft für meinen Dienst.
Mit diesen persönlichen Erfahrungen wünsche ich allen eine gesegnete Ferien- und Urlaubszeit, in der sie sich wieder einsammeln lassen und aufatmen können. Eine Zeit eben, die Ihnen und Euch an Leib und Seele gut tut!
Pfarrer Ralf Gössl